KATHBERN.CH – «Ein Weckruf an die heutige Gesellschaft» – «Zeichen der Erinnerung», kurz: «Zeder», heisst die Kampagne des Kantons Bern, welche bis am 24. Juni an die Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen erinnert. Den Auftakt machten die Plakatausstellung und Gedenkfeier am 25. Mai im Schloss Köniz. Ob sie ihren Peinigern aus der heutigen zeitlichen Distanz vergeben können? Ursula Biondi, Ursula Waser und Alfred Ryter, die an diesem sonnigen Nachmittag im Schloss Köniz auftreten, wurden als Kinder ihren Familien entrissen und bei Pflegefamilien «fremdplatziert» oder unter dem Vorwand von «fürsorgerischen Zwangsmassnahmen» in Anstalten gesteckt. 

Ein wichtiger Tag: Am 25. Mai 2023 startet das Berner «Zeichen der Erinnerung» mit dem Eröffnungsanlass im Schloss Köniz.  Das Berner «Zeichen der Erinnerung» erinnert an die Zeit der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981. Der Kanton Bern setzt ein Zeichen. Es ist ein Zeichen der Anteilnahme, ein Zeichen der Erinnerung. Er folgt damit einer Aufforderung des Bundesrats, der im Bundesgesetz zur Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 AFZFG von den Kantonen derartiges Zeichen erwartet.

DERBUND.CH – Fürsorgerische Zwangsmassnahmen – Kanton Bern erinnert an düsteres Kapitel seiner Geschichte – «Zeichen der Erinnerung» soll das Schicksal von Opfern von Zwangsmassnahmen sichtbar machen. Eröffnung der Ausstellung war am Donnerstag im Schloss Köniz. Podiumsdiskussion am Eröffnungsanlass: Projektleiter Urs Rietmann (stehend) im Gespräch mit den Betroffenen Heinz Kräuchi, Christian Studer, Ursula Waser, Ursula Biondi und Fred Ryter. 

Medienmitteilung der Staatskanzlei und Erklärvideo – Ein Zeichen gegen das Vergessen – Der Kanton Bern erinnert an die Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. Gesellschaft und Politik in der Verantwortung. Die Praxis der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen im 19. und 20. Jahrhundert ist ein dunkles Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte. In enger Zusammenarbeit mit Gemeinden, Schulbehörden, kirchlichen Organisationen und im Dialog mit Betroffenen und Opfern blickt der Kanton Bern auf diese Zeit zurück und setzt ein «Zeichen der Erinnerung».
Zum Erklärvideo

 PHBern: Seminar – «Politische Bildung: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen in der Schweiz»
Das Zeichen der Erinnerung der Studierenden

Buchtipp: Schweizer Zwangsarbeiterinnen – Von Yves Demuth
Die erschütternde Beobachter-Serie jetzt als Buch
Ein düsteres Kapitel Schweizer Geschichte, vom Beobachter-Journalisten Yves Demuth aufgedeckt: Zwangsarbeit. Das Schweizer Sozialsystem belieferte über Jahrzehnte den Waffenhändler Emil Bührle und andere Industrielle mit jungen Frauen, die in deren Fabriken schuften mussten. Hunderte junge Frauen, die unter Zwang für Emil Bührle und andere Industrielle arbeiten mussten: Beobachter-Journalist Yves Demuth deckt in diesem Buch ein vergessenes Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte auf – Zwangsarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis Mitte der 1970er- Jahre mussten Teeangerinnen ohne jede rechtliche Grundlage in Schweizer Fabriken arbeiten, ohne je dafür entschädigt zu werden. Betroffene Frauen brechen nun ihr Schweigen und erzählen, was ihnen das Schweizer Sozialsystem angetan hat. Für seine Recherche über Zwangsarbeit wurde Yves Demuth mit dem Zürcher Journalistenpreis und dem Prix Transparence ausgezeichnet. 

Gespräch: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen in der Schweiz – GBSL Biel | Klasse 25t – FMS 1 | Fach Geschichte Gespräch mit Dr. h.c. Ursula Biondi über ihre Erfahrungen als Betroffene von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen

ETH Zürich ETHeritage: Einblicke in die Mutter-Kind-Abteilung des Frauengefängnis Hindelbank im Jahre 1966 – Hierzu ein Textausschnitt: Beispielhaft dafür gibt die Reportage von 1966 einen flüchtigen Einblick in den Alltag von Müttern, Kindern und Pflegerinnen, in die Gefängnisarchitektur und über Kleider- und Essgewohnheiten. Themen, welche in der Forschung zur administrativen Zwangsversorgung bisher meist nur gestreift wurden. In die persönlichen Schicksale geben sie im Gegenzug keinen Einblick. Dazu braucht es die Stimmen von Frauen wie Ursula Biondi oder Madeleine Ischer, die bereit sind, ihre eigene Geschichte preiszugeben. 

Alma&Georges – Das Online-Magazin der UNIFR – Doris Angst, im Einsatz für die Menschenrechte – Im Gespräch, On air, «Top» 0 Claudia Brülhart – Für ihren unermüdlichen Einsatz zum Schutz der Menschenrechte und im Kampf gegen Diskriminierung erhielt Doris Angst den Ehrendoktortitel der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Im Gespräch mit Alma&Georges spricht sie über ihren Antrieb – und über ihre Verbindung zur UNIFR, siehe Text & Video. 
Textausschnitt: Ich war erfreut festzustellen, dass ich die vier Frauen, welche von der Fakultät in den letzten Jahren mit dem Dr. h.c. geehrt wurden, alle persönlich kennenlernen durfte: Dr. Margrith Bigler-Eggenberger (erste Bundesrichterin), Navanethem Pillay (ehemalige UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte), Ursula Müller-Biondi (Vorreiterin für eine Wiedergutmachung an die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen), Prof. Helen Keller (u.a. Richterin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte). Uns verbinden die Menschen- und Frauenrechte.

Veranstaltung: Boldern inspiriert – «Als junge Frau weggesperrt…» – Ursula Biondi wurde 1967 im Alter von 17 Jahren und im 5. Monat schwanger in die Frauenstrafanstalt Hindelbank weggesperrt, ohne eine Straftat begangen zu haben. Die Vormundschaftsbehörde hatte zu dieser «erzieherischen Massnahme» gegriffen, weil Ursula sich in einen geschiedenen sieben Jahre älteren Mann verliebt hatte und minderjährig schwanger wurde. Was sie dort erlebte und erfahren musste, gab u.a. den Stoff für den Film «Lina» (2015). Seit anfangs 2000 hat Ursula Biondi sich sehr bald intensiv dafür eingesetzt, dass dieses dunkle Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte aufgearbeitet und öffentlich wird. Für ihr Engagement wurde ihr im Jahr 2013 vom Beobachter der «Prix Courage» und von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Fribourg der „Ehrendoktortitel«, sowie im Jahr 2015 der «Anna-Göldi-Menschenrechtspreis» verliehen. Im Gespräch auf Boldern wird sie auch von diesen Bemühungen und deren Folgen für unser Land sprechen.

Vortrag: PH Bern – Weiterbildungsforum der gymnasialen kantonal bernischen Fachschaft Geschichte 2022: Organisierte Willkür, Administrative Versorgungen in der Schweiz 1930–1981
Ein Kapitel moderner Gesellschaftsgeschichte der Schweiz – Referentin und Zeitzeugin:
Dr. h.c. Ursula Biondi, Informatikerin, Buchautorin, Trägerin des Prix Courage, Betroffene von administrativen Versorgungen, langjährige, engagierte Kämpferin für die Rehabilitation administrativ versorgter Menschen, Mitbegründerin der 2010 gegründeten IG «Administrativ Versorgte», die dann durch den Verein «Ravia 1942–1983» abgelöst wird.
«Aufgezwungene Schicksale in einem perfiden Aussortierungssystem» Das Unrecht und die Auswirkungen der damaligen Behördenwillkür sind verheerend. Der Staat hat Jugendliche nicht nur in Pseudo-Erziehungsanstalten bzw. «Arbeitserziehungs-/Strafanstalten» weggesperrt und systematisch weggeschaut, was mit ihnen darin geschah. Er hat sie nach der Entlassung mit den in den Strafanstalten erlittenen Traumata und danach mit der Stigmatisierung und dem Spott, im Gefängnis gewesen zu sein, auch noch im Stich gelassen. Viele der überlebenden Betroffenen leiden noch heute unter posttraumatischen Belastungssymptomen und haben schwere psychische und physische Leiden davongetragen, von sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung ganz zu schweigen.

Rede: Wir alle sind Zürich – Regierungsratspräsidentin Jaqueline Fehr wies, anlässlich ihrer Abschiedsfeier ihres Präsidialjahres, im Theater Winterthur auf die Leiden Betroffener von administrativer Versorgung hin. Sie betonte: "Ursula Biondi, eine der ganz grossen Pionierinnen, hat mir auf die Frage, was ihr in diesem Kampf besonders wichtig sei, gesagt: «Was mir widerfahren ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Aber wenn ich für eine Wiedergutmachung kämpfe, trage ich vielleicht dazu bei, dass solches nicht wieder geschieht»".

Veranstaltung: «Weg mit den Denkmälern! Oder etwa doch nicht?» – Eine interaktive Abendveranstaltung. Fachinputs: u.a. mit Ursula Biondi ehem. Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen

RTS.CHL'histoire des internements administratifs ressurgit à l'occasion des 125 ans de la prison d'Hindelbank. Une cérémonie a marqué vendredi les 125 ans de la prison pour femmes d'Hindelbank, dans le canton de Berne. La manifestation a été l'occasion pour la conseillère fédérale Karin Keller-Sutter d'évoquer les placements administratifs. Dans son allocution, la cheffe du Département fédéral de justice et police Karin Keller-Sutter a évoqué les placements administratifs, qualifiant cette histoire de chapitre long et sombre dans l'histoire sociale de la Suisse.

Communiqué: Direction de la sécurité: Une cérémonie pour le jubilé de l’établissement pénitentiaire de Hindelbank. La conseillère fédérale Karin Keller-Sutter a évoqué les placements administratifs, « un chapitre long et sombre dans l’histoire sociale de la Suisse ». Cette pratique a permis d’enfermer des femmes et des hommes sans procès ni condamnation jusqu’en 1981 : « Les personnes placées administrativement ont vécu côte à côte avec des criminels condamnés ». La cheffe du Département fédéral de justice et police (DFJP) a rappelé le sort d’Ursula Biondi, internée à Hindelbank dans les années 60 parce qu’elle était tombée enceinte alors qu’elle était mineure et qu’elle voulait conserver son enfant. Des excuses pour les injustices commises – Ursula Biondi s’est ensuite investie pendant des années pour que la Suisse fasse un travail de mémoire et reconnaisse les torts commis envers les personnes placées administrativement. Le 10 septembre 2010, enfin, la cheffe du DFJP de l’époque, Eveline Widmer-Schlumpf, a présenté les excuses de la Confédération aux femmes victimes de mesures de coercition à des fins d’assistance lors d’une cérémonie à l’établissement pénitentiaire de Hindelbank.