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Zentrale Erkenntnisse der UEK Administrative Versorgungen

Die historische Aufarbeitung verdeutlicht, wie eine unpräzise Gesetzgebung willkürliche Anwendungen der behördlich angeordneten Versorgungen förderte und dabei Grundrechte der Betroffenen verletzt wurden. Die finanziellen und gesundheitlichen Folgen dieser Massahmen begleiten die betroffenen Menschen ein Leben lang und wirkten sich vielfach auch auf die folgenden Generationen aus. Zentrale Erkenntnisse der UEK Administrative Versorgungen

Im Schlussbericht Vol. 10 A «Organisierte Willkür – Administrative Versorgungen in der Schweiz 1930–1981» wurde auf den Seiten 115, 257, 258 u.a. festgehalten:  

Seite 115:
Ursula Biondi, diese entschlossene, klarsichtige und kreative Frau, hat lange gekämpft, um die Traumata der Anstaltsversorgung zu überwinden, dass damals Erlebte an die Öffentlichkeit zu bringen und schliesslich vom Bund Entschuldigungen und Entschädigungen für alle in der Schweiz vollzogenen administrativen Versorgungen zu verlangen.
27. August 2009 – Brief an SODK 
22. Oktober 2009 – Brief an EKF SODK KKJPD
02. Mai 2012 – Wer schädigt muss entschädigen

Seite 257:
Zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Thematik der administrativen Versorgungen trugen vor allem die Lebensgeschichte von Ursula Biondi, Geboren in Zürich (2002), und deren mediale Aufbereitung durch den Journalisten Dominique Strebel bei. Im Anschluss an diese Publikationen schlossen sich Betroffene zu Gruppen zusammen und administrative Versorgungen wurden auf nationaler Ebene zu einem Thema. Das Buch von Ursula Biondi war nur einer von vielen Berichten über Zwangsplatzierungen, doch es war der erste, der nicht über eine Kindheit im Heim und Missbräuche hinter Mauern berichtete, sondern die Geschichte einer jungen Frau in den Mittelpunkt stellte, die – ohne eine Straftat begangen zu haben – in eine multifunktionale Einrichtung eingewiesen wurde, die auch für Strafgefangene vorgesehen war.

Seite 258:
Viele Interviewpartner*innen der UEK sprechen von einem Schlüsselmoment, als sie aus den Medien von Ursula Biondis Geschichte erfuhren. Sie erkannten sich in dieser Geschichte wieder und nahmen Kontakt mit Ursula Biondi oder dem Verein auf… Das Bild von Ursula Biondi als minderjähriger und rebellischer Frau, die versorgt wurde, weil sie sich gegen die vorherrschenden gesellschaftlichen Rollenvorstellungen auflehnte, fand grosse Resonanz in der Öffentlichkeit und belebte die Diskussionen um die Fremdplatzierungsthematik in den politischen Gremien neu.

E-Book Schlussbericht Vol. 10 A «Organisierte Willkür – Administrative Versorgungen in der Schweiz 1930–1981»

Adresse für Rückfragen 
Dr. Dr. h.c. Markus Notter, Präsident UEK, +41 79 623 18 53
Prof. Dr. Anne-Françoise Praz, Vizepräsidentin UEK, +41 79 440 37 31
Prof. Dr. Martin Lengwiler, Vizepräsident UEK, +41 77 206 84 78
Dr. Elie Burgos, Generalsekretär UEK, +41 78 613 76 66

Lernen aus der Vergangenheit

Unrecht zu überwinden, das gesellschaftlich schwachen Menschen zugefügt wird, heisst immer auch, die gefährliche Mischung aus Nichtwissen und Gleichgültigkeit hinter sich zu lassen, die es erst ermöglicht hat. Es heisst, die empathischen Fähigkeiten individuell und gesellschaftlich weiterzuentwickeln und die Ignoranz zu überwinden, die man sich nur leisten konnte, weil die Betroffenen keine Lobby hatten.

Was den Opfern administrativer Versorgung widerfahren ist, kann man nicht mehr ungeschehen machen. Aber man kann als Gesellschaft zeigen, dass man verstanden hat. Für die Betroffenen mag dabei das Immaterielle genauso wichtig sein, wie das Materielle. Also die Anerkennung des Unrechts wie auch die finanzielle Entschädigung.

Die UEK hat einen für diesen Prozess eminent wichtigen Schritt zum Abschluss gebracht. Die Fakten liegen unmissverständlich auf dem Tisch. Die Betroffenen haben eine Stimme bekommen und ihr Leiden ist als solches anerkannt worden. Für die Gegenwart und die Zukunft obliegt es uns, gerade auch in der Sozialen Arbeit, wach zu bleiben, dass nicht neue Gruppen entrechtet und instrumentalisiert werden.

Martin Heiniger, Newsletter vom 03. Oktober 2019
Administrative Versorgung – Aufarbeitung abgeschlossen

Bundesrätin Keller-Sutter erinnert an administrative Versorgungen

Anlässlich der Jubiläumsfeier «125 Jahre JVA Hindelbank» erinnert Bundesrätin Keller-Sutter an die administrativen Versorgungen und an das Schicksal von Ursula Biondi, die in den 1960er-Jahren in Hindelbank eingewiesen worden war, weil sie als Minderjährige schwanger wurde und ihr Kind behalten wollte. Biondi hatte sich jahrelang dafür eingesetzt, dass die offizielle Schweiz das erlittene Unrecht der administrativ Versorgten anerkennt.

Der Bund - «Keller-Sutter erinnert an administrative Versorgungen»