Das nicht erwünschte Kind

«Konsequenz dieser Elternkonstellation, der Staat verurteilte meine Mutter für den unbefristeten Aufenthalt in ein katholisches Heim. welches von Nonnen streng geführt wurde. Mein Vater nahm sich einen Anwalt, um gegen das Urteil des Gerichts Einsprache zu erheben, weil Er die Vaterschaft nicht anerkannte, mit der Begründung sein Kollege sei beim Geschlechtsverkehr mit meiner Mutter mitbeteiligt gewesen.

Die Amtsvormundschaft nahm mich nach der Geburt meiner Mutter umgehend weg und brachte mich in das Säuglingsheim Inselhof, wo ich bei Pflegeschwestern vorerst mal zur Pflege aufgenommen wurde. Meine Mutter wurde von der Amtsvormundschaft in Zürich zur Adoptionsfreigabe ihres Sohnes gezwungen, die Dokumente zu unterzeichnen.

Kurze Zeit danach wurde ich offiziell zur Adoption freigegeben. Hiermit war der Grundstein ‹geboren zum Leben an der Kante› festgelegt worden. Diese Lebenssituation sollte mich, ohne dass ich damals davon Kenntnis gehabt haben könnte, mein ganzes Leben hindurch wie ein goldener Faden verfolgen.

Leider hatte ich durch den Lebensumstand, als nicht erwünschtes Kind geboren worden zu sein, sehr schlechte Startchancen für ein Leben mit normaler Kindesentwicklung. Meine beiden Füsse waren zu 90° nach innen gedreht, sodass ich erst im Alter von 5 Jahren gelernt habe eigenständig zu laufen. Das Personal im Säuglingsheim machte Dienst nach Vorschrift, was bedeutete nur das Allernötigste an Betreuung zu leisten. Somit erhielt ich keine medizinische Unterstützung und Versorgung, um den Missstand meiner Füsse zu korrigieren.

Täglich gab es Haferbrei den ich schon bald nicht mehr essen mochte. Also warf ich den Löffel mit dem Haferbrei wieder und immer wieder an die Wand oder die Zimmerdecke. Ich war ein sehr verstörtes und scheues Kind. Wenn von Zeit zu Zeit kinderlose Paare das Säuglingsheim besuchten, um sich Kinder für die Adoption anzusehen, verkroch ich mich in den hintersten Winkel unter meinem Bett, oder versteckte mich sonst irgendwo. Es gibt von mir keine Fotos bis zu meinem 5. Lebensjahr, immer wenn Jemand versucht hat ein Foto von mir zu machen, habe ich aus Angst laut geschrien und geweint.

Im Alter von 2 Jahren wurde ich an Wochenenden zur Probe von möglichen Pflegeeltern zu sich nach Hause genommen, in eine 3.5 Zimmer Mietwohnung an der Brahmsstrasse in Zürich.
Nach einigen Monaten erhielten diese Pflegeeltern das definitive Sorgerecht, worauf ich definitiv bei diesem Ehepaar von diesem Tage an Aufwuchs. Wer jetzt denkt die Geschichte hat ein Happy End irrt sich!

Als Jugendlicher in der Polizeiwache Schmiden-Wiedikon

Mit 4 Jahren, ich erinnere mich bis heute genau an diesen Moment, erteilte mir meine Pflegemutter ein Verbot, meine Antwort darauf: ‹Du bist nicht meine Mutter› Schon im Alter von 4 Jahren war mir Bewusst ich habe keine Eltern! Die Schwierigkeiten nahmen zu, die Kinder im Kindergarten wollten nicht mit mir spielen, weil ich eben Andres war als Sie, ich fühlte mich ausgegrenzt dazu geboren für ein Leben an der Kante. Ich wurde zum Einzelgänger ohne Zugang zu meinen Mitmenschen in meinem sozialen Umfeld.

In der Zeit meiner Pupertät im Alter von 11 Jahren, habe ich bei einem verbalen Streit mit meiner Pflegemutter, Diese kurzerhand in die Badewanne gesetzt ohne Wasser in die Badewanne einlaufen zu lassen, das Licht im Badezimmer gelöscht und die Türe mit der Türklinke geschlossen.

Ein fataler Fehler, welcher umgehend mein Leben ändern sollte, wie sich einige Stunden später zeigte. Ich verliess die Wohnung zu Fuss in Richtung Albisriederplatz in Zürich. Kurze Zeit später verhafteten mich zwei Polizisten, welche mich in Handschellen zum Polizeitransporter führten und mich darin einsperrten, welcher wie ein Gefängnis ausgestattet war. Wir fuhren zu der Polizeiwache Schmiden-Wiedikon. Die Polizisten steckten mich in eine Einzelzelle und überliessen mich einstweilen mir selbst, ohne mir zu sagen, was der Gegenstand meiner Verhaftung ist und wie lange ich in dieser Zelle verbleiben muss. Vermutlich hatte meine Pflegemutter die Polizei angerufen und diese über das Geschehene informiert.

Nach einigen Stunden des Wartens wurde ich aus der Gefängniszelle in ein Polizeiauto geführt und zur Einvernahme zu der zuständigen Amtsvormundschaft gefahren. Herr Mizza mein Amtsvormund erwartete mich schon mit ernstem Gesichtsausdruck, inzwischen war es schon 19:00 Uhr Abends.
Der Amtsvormund erklärte mir daraufhin, dass ich nur noch befristet zu meinen Pflegeeltern nach Hause zurückkehren kann, meine Zukunft sei das Landerziehungsheim Albisbrunn für schwererziehbare Burschen in Hausen am Albis. Danach brachte der Amtsvormund mich zurück zu meinen Pflegeeltern nach Hause an die Brahmsstrasse in Zürich.

«...meine Zukunft sei das Landerziehungsheim Albisbrunn für schwererziehbare Burschen in Hausen am Albis.»
Roger

Landerziehungsheim Albisrunn

Einige Tage später war für mich ein Besichtigungstermin im Landerziehungsheim Albisrunn geplant. Beim Besichtigen dieser Anstalt wurde ich vom Amtsvormund psychisch massiv unter Druck gesetzt, dem Aufenthalt meiner Person in diesem Heim zuzustimmen. Ohne einen Ausweg für mich aus dieser Situation zu sehen, habe ich letztendlich in grosser Verzweiflung zugestimmt für ein Jahr in diesem Heim zu verbleiben. Die Pflegeeltern, sowie der Amtsvormund versprachen mir bei guter Führung könne ich nach einem Jahr das Heim wieder verlassen und zu den Pflegeeltern an die Brahmsstrasse in Zürich zurückkehren.

Doch es kam alles anders als was mir zuvor versprochen wurde. Trotz guter Führung wurde aus dem einen Jahr Heimaufenthalt im Landerziehungsheim Albisbrunn zehn lange, bittere und unglückliche Jahre, ohne Aussicht auf ein Leben mit einer Zukunft, wofür es sich gelohnt hätte, weiter zu leben.
Sieben von Zehn Burschen, welche mit mir während dieser Zeit im Landerziehungsheim Albisbrunn einsassen leben mit mir bis heute nur noch Drei, alle Anderen haben sich mit Drogen, Selbstmord und langen Haftstrafen selbst umgebracht. An diesem Ort habe ich erst richtig gelernt meine angestaute Wut, den Hass auf die Behörden und das Leben in dem ich lebte zu krimineller Energie werden zu lassen.

Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Kontakt mit Drogen, Schusswaffen, einfachem Diebstahl, das Herstellen von Schlüsselkopien, um einen Safe zu knacken und Zugang zu anderen Delikten. Ein wahrer Teufelskreis, welcher mich und meine Kameraden in das Nirgendwo führte bis hin zur Endstation Sehnsucht – das Leben an der Kante!

Nach Absolvierung der drei Jahre Sekundarschule bekam ich die Möglichkeit ausserhalb vom Erziehungsheim eine Mechaniker Lehre zu besuchen. Nach vier Jahren erreichte ich nach der Prüfungswiederholung der LAP den eidg. dipl. Fähigkeitsausweis im Fachbereich Mechaniker Richtung Fertigungsmittel. Den Beruf als Mechaniker habe ich nie ausgeübt, weil dieser meiner Meinung nach, ganz und gar nicht dem Berufsleben entsprach, was ich mir für mein Leben vorgestellt habe. Ich wollte studieren, diesen Wunsch hatte ich bereits im Alter von 16 Jahren, jedoch meine Lebensumstände liessen ein Studium nicht zu. Als ich meiner Mutter mit 16 Jahren das Erste Mal gegenüber sass meinte Sie zu diesem Thema herablassend ich soll arbeiten gehen und mir das Geld für das Studium selbst verdienen.

Es kam wie es kommen musste. Nach abgeschlossener Berufslehre als Mechaniker, verliess ich das Landerziehungsheim Albisbrunn im Alter von 22 Jahren und suchte mir in der Gastronomie einen Job als Aushilfskellner. Parallel bewarb ich mich an der Ballettakademie Zürich bei Frau Herta Bamert, um die Aufnahme als Ballettschüler für ein Ballettstudium. Weil ich kein Geld für das Studium hatte, jedoch akzeptable bis sehr gute Leistungen erbrachte, wurde ich zusätzlich gefördert und das Schulgeld wurde mir in den darauffolgenden Monaten erlassen.

Nach einem Jahr der Eignungsabklärung für das Studium, wurde ich offiziell in die Ballettklasse an der Ballettakademie von Frau Herta Bamert aufgenommen und der Stipendienantrag für das Studium wurde vom Kanton bewilligt. Es folgten 5 intensive und höchst anstrengende Lehrjahre.
Während dieser Zeit war ich sehr glücklich wahrscheinlich waren es im Rückblick die glücklichsten Jahre meines Lebens. Das Ballett Studium habe ich mit dem Diplom „pre elementary for teacher“ der Royal Ballet Akademie abgeschlossen. Das Leben und Arbeiten am Theater war spannend sowie unsicher zugleich und trotzdem fühlte ich mich lebendig wie niemals zuvor in meinem Leben.

Ein neuer Lebensabschnitt

Mit 35 Jahren war die Zeit für mich gekommen einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ich sehnte mich in meiner Abhängigkeit zum Theater nach mehr finanzieller Sicherheit mit eigener Familie und Geborgenheit im Leben, welche mir so sehr fehlte. Einige Monate verstreichen, ohne dass sich Etwas in meinem Leben änderte. Eines Tages begegnete ich im Café des Hotel Schweizerhofes in Zürich einer jungen Frau, welche angenehm auf mich wirkte.

Beim Versuch miteinander zu sprechen konnte ich sie in Ihrem brasilianischen Portugiesisch nicht verstehen. Sie war zu Besuch bei Ihrer Mutter und nur noch wenige Tage in der Schweiz. Nach Ihrer Rückreise nach Brasilien blieben wir in Kontakt und versprachen uns ein gemeinsames Wiedersehen in Brasilen. Einige Wochen später reiste ich nach Brasilien um vielleicht meine zukünftige Ehefrau kennenzulernen. Brasilien war für mich ein neues Land, ich wusste kaum etwas von der Kultur, in der Landessprache portugiesisch konnte ich mich damals nicht verständigen. Trotz all den Hindernissen haben wir nach 5 Monaten meines Aufenthaltes in Brasilien geheiratet.

Was ich damals nicht wusste wurde mir zu einem späteren Zeitpunkt zum Verhängnis.
Nach der Heirat reiste ich alleine in die Schweiz zurück, um auf die Einreise- Bewilligung meiner Ehefrau zu warten. Nach einem Monat des Wartens war es dann soweit, Patricia konnte legal in die Schweiz einreisen, um ein gemeinsames Leben mit mir zu beginnen. Die ersten Tage in der Schweiz waren für Patricia nicht einfach sich in der neuen Lebenssituation zurecht zu finden. Schon nach einer Woche kam Sie für ein bis zwei Tage nicht nach Hause, schlief irgendwo bei Jemandem, ohne mir zu sagen beim wem Sie gewesen war.

Tage an denen sie nicht nach Hause kam wurden immer häufiger, bereits nach einem Monat in der Schweiz verliess Patricia unsere gemeinsame Wohnung in Zürich für immer. Ihr Aufenthaltsort war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, deshalb habe ich Sie bei der Polizei als vermisst gemeldet.

Tage später erhielt ich von Patricia die Nachricht sie benötige Abstand von mir,
um über Alles nachzudenken. Deshalb werde Sie bis auf Weiteres nicht mehr in die gemeinsame Wohnung zurückkehren und Ihr Leben neu organisieren.

In meiner Verzweiflung begann ich nach der Mutter von Patricia zu suchen,
wovon ich wusste, dass Sie irgendwo in der Schweiz lebte. In der Hoffnung ich würde dadurch die Wahrheit des Geschehenen erfahren, was ich mit meinem eigenen Verstand nicht zu verstehen vermochte. Wie ich die Mutter von Patricia Sie heisst Ana gefunden hatte, vereinbarte ich telefonisch ein erstes Treffen bei Ihr zu Hause in Luzern.

Als ich da ankam war ich geschockt, die Mutter war von Beruf eine Domina mit eigenem Massage Salon, wo ich zum gemeinsamen Gespräch inzwischen angekommen eingeladen war.
Durch dieses Gespräch mit Ana der Mutter von Patricia konnte ich verstehen, dass meine noch Ehefrau Patricia schon vor unserer Heirat einen Lebenspartner in der Schweiz gehabt haben muss und dass diese Beziehung weiterhin bestand, welche mir jedoch von Patricia verheimlicht wurde. Dieser Mann war ein Deutscher Handelsreisender mit Wohnsitz in Deutschland, welcher als Wochenaufenthalter jeweils in der Schweiz wohnte. Klaus so hiess der Lebenspartner von Patricia war zudem verheiratet und lebte getrennt von seiner Ehefrau und seinen Kindern. Somit gab es für Patricia keine Möglichkeit durch die Heirat mit Klaus eine gültige Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz zu erwirken.

Diese Rolle wurde mir zugeteilt, ohne dass ich davon wusste. Ich war im irren Glauben geheiratet zu haben um mit Patricia eine gemeinsame, glückliche Familie in der Schweiz zu gründen. Patricia suchte sich stattdessen während Ihrem Ferienaufenthalt bei Ihrer Mutter in der Schweiz gezielt einen Mann für die Heirat zum Zweck der Aufenthaltsbewilligung. Als ich der Tatsache Glauben schenken musste angelogen, benutzt, ausgenutzt als auch in meinen Gefühlen wieder einmal zutiefst verletzt worden zu sein, wusste ich nur zu Gut das ist die Endstation Sehnsucht, anzukommen in meinem Leben an der Kante, war und ist Wirklichkeit, so sehr ich mich dagegen auch zur Wehr setzte, mich verfolgte dieses Leben ohne Zukunft immer und immer wieder!

Die Tragik dieser Heirat, sie dauerte fünf lange und schmerzvolle Jahre, bis ich endlich von Patricia gesetzlich geschieden war. Jahre in denen ich viel Zeit hatte über mein Leben nachzudenken. Die Einsamkeit hätte mich fast umgebracht, wenn in mir nicht diese Stimme gewesen wäre die mir zu mir sprach: ‹Eines Tages wird alles Gut, denn die Zeit heilt die Wunden.›

Roger Bresch

Die Auswirkungen auf das heutige Leben

Damals nach meiner aktiven Zeit beim Ballett, hatte ich eine Musikschule für Blasinstrumente wie Didgeridoo, Panflöte, Trompete, Saxophon an der Gessnerallee in Zürich. Das Didgeridoo war ein noch unbekanntes Musikinstrument der Aboriginies aus Australien in der Schweiz. Mit dem Erlernen der zirkulären Atmung als Autodidakt flüchtete ich mich durch das Spielen des Didgeridoos in meine eigene Traumzeit, welche mir half das Geschehene zu verarbeiten. Die Trauer über den Verlust von Menschen nicht angenommen zu werden, von denen ich glaubte sie stünden mir nahe, war zu gross als dass ich aus diesem Traum jemals hätte aufwachen wollen. Ich unterrichte während 6 Jahren an meiner eigenen Musikschule, produzierte mit meiner damaligen Band freedom eine CD ‹Better Life› ein Kinderprojekt für ein besseres Leben gesponsert vom Ringier Verlag, uraufgeführt am Open Air Rock gegen Hass in Zürich.

Durch die Wirtschaftskrise hier in der Schweiz war ich finanziell gezwungen worden, meine Musikschule aufzugeben. Es kamen Monat für Monat weniger Schüler zum Unterricht, zudem war der definitive Abriss der Liegenschaft an der Gessneralle wo Heute die Gotthard Bank ihren Geschäftssitz hat durch die Eigentümer entschieden worden.

Mit 42 Jahren reiste ich für drei Monate erneut nach Brasilien um das Land, die Kultur und die Sprache besser kennen zu lernen. Auf meiner Reise durch Brasilien besuchte ich die Stadt Vitória in Staat Espírito Santo. Dabei begegnete ich bei einem Churrasco bei Bekannten Lúcia. Wir mochten uns auf den ersten Blick und in den folgenden Tagen unternahmen wir gemeinsam Aktivitäten. Lúcia zeigte mir die Stadt Vitória, den Stadtbezirk Vila Velha, wir gingen gemeinsam an den Stand Praia da Costa einer der schönsten Strände in dieser Gegend. Nach einiger Zeit verliebten wir uns von diesem Moment an glaubte ich, mein Leben hat einen neuen Sinn erhalten. Die Beziehung mit Lúcia dauerte sieben glückliche Jahre, wir planten im siebten Jahr zu Heiraten und gemeinsam in Brasilien zu Leben. Eines Tages, ich war in der Schweiz und Lúcia in unserem gemieteten Apartment in Brasilien an der Praia da Costa, rief ich Lúcia an, um mit Ihr zu telefonieren.

An Ihrer Stimme konnte ich hören, dass etwas nicht mehr war wie sonst. Ihre Stimme klang nicht mehr vertraut sondern fremd und abweisend. Als ich genauer nachfragte gab sie mir zu verstehen, sie habe jetzt einen neuen Freund einen Brasilianer. Somit zerbrach auch diese Beziehung, in diese ich all meine Hoffnung gesetzt hatte, doch noch meine eigene Familie gründen zu können. Ich fühlte mich am Boden zerstört, zutiefst verletzt und enttäuscht meinem Schicksal wieder nicht entfliehen zu können.

Um einigermassen funktionieren zu können stürzte ich mich in Arbeit, welche mir die nötige Ablenkung und Abwechslung brachte. Ich durfte keine Zeit zur Verfügung haben, um darüber nachzudenken dachte ich mir, zu sehr war ich in meinen Gefühlen und Werten verletzt worden.
Damals arbeitete ich als Chef de Rang im Hotel Storchen in Zürich. Eine gute Jobposition mit einem guten Salär. Mein Vorgesetzter hatte jedoch die Neigung zur Homosexualität, welche ich mit Ihm nicht teilen mochte. Bei der Arbeit betatschte Emilio so hiess mein Vorgesetzter mich immer wieder unsittlich am Po und anderen Intimstellen meines Körpers. Als ich diese Avancen seiner Neigung nicht nachgekommen war, wurde ich noch im selben Monat nach anderthalb Dienstjahren entlassen. Die Begründung meiner Entlassung war ein fake.

Ohne Job und ohne Beziehung wieder mit meinem Schicksal gestrandet, suchte ich von neuem eine interessante Jobposition, welche ich einige Monate später beim Beck.24 fand. Als Geschäftsführer verantwortlich für zwei Filialen mit 18 Angestellten, hatte ich eine interessante Aufgabe, welche mich forderte und mir einen neuen Sinn im Leben gab. Im Oktober 2007 stürzte ich bei der Arbeit in der Filiale in Dietlikon, es war an einem Samstag, von der ersten Etage die Treppe hinunter in die Caféteria. Dabei verletzte ich mich am unteren Rücken so schwer, dass ich die Arbeit nicht mehr fortsetzen konnte. Die Ärzte stellten eine Diagnose Spondylose Grad II. Es folgten diverse medizinische Abklärungen, welche mir jedoch meine Gesundheit nicht wieder zurückgegeben haben. Seit diesem Unfall bin ich zu 100% Arbeits- und Vermittlungsunfähig geworden, ohne Aussicht auf in Leben mit Zukunft. Seit dem Unfall sind fast 6 Jahre vergangen.
Heute im Alter von 51 Jahren lebe ich von der Sozialhilfe in einem Zimmer auf 12m² in Thalwil.»

 

Roger, Thalwil, 14.03.2013