Veranstaltung: Boldern inspiriert – «Als junge Frau weggesperrt…» – Ursula Biondi wurde 1967 im Alter von 17 Jahren und im 5. Monat schwanger in die Frauenstrafanstalt Hindelbank weggesperrt, ohne eine Straftat begangen zu haben. Die Vormundschaftsbehörde hatte zu dieser «erzieherischen Massnahme» gegriffen, weil Ursula sich in einen geschiedenen sieben Jahre älteren Mann verliebt hatte und minderjährig schwanger wurde. Was sie dort erlebte und erfahren musste, gab u.a. den Stoff für den Film «Lina» (2015). Seit anfangs 2000 hat Ursula Biondi sich sehr bald intensiv dafür eingesetzt, dass dieses dunkle Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte aufgearbeitet und öffentlich wird. Für ihr Engagement wurde ihr im Jahr 2013 vom Beobachter der «Prix Courage» und von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Fribourg der „Ehrendoktortitel«, sowie im Jahr 2015 der «Anna-Göldi-Menschenrechtspreis» verliehen. Im Gespräch auf Boldern wird sie auch von diesen Bemühungen und deren Folgen für unser Land sprechen.
Dankesnachricht​​​​​​​

Tagung: Kultur und Kongresszentrum Trafo Baden – Anlässlich des 80. Geburtstages von Dr. med. Ursula Davatz findet eine Tagung zum Thema «Psychiatrie wohin?» statt. Zu diesem Anlass einige Worte von Dr. h.c. Ursula Müller-Biondi, ehem. Präsidentin Verein RAVIA - Wie kämpft man sich als Einzelperson durch das System?

Vortrag: PH Bern – Weiterbildungsforum der gymnasialen kantonal bernischen Fachschaft Geschichte 2022: Organisierte Willkür, Administrative Versorgungen in der Schweiz 1930–1981
Ein Kapitel moderner Gesellschaftsgeschichte der Schweiz – Referentin und Zeitzeugin:
Dr. h.c. Ursula Biondi, Informatikerin, Buchautorin, Trägerin des Prix Courage, Betroffene von administrativen Versorgungen, langjährige, engagierte Kämpferin für die Rehabilitation administrativ versorgter Menschen, Mitbegründerin der 2010 gegründeten IG «Administrativ Versorgte», die dann durch den Verein «Ravia 1942–1983» abgelöst wird.
«Aufgezwungene Schicksale in einem perfiden Aussortierungssystem» Das Unrecht und die Auswirkungen der damaligen Behördenwillkür sind verheerend. Der Staat hat Jugendliche nicht nur in Pseudo-Erziehungsanstalten bzw. «Arbeitserziehungs-/Strafanstalten» weggesperrt und systematisch weggeschaut, was mit ihnen darin geschah. Er hat sie nach der Entlassung mit den in den Strafanstalten erlittenen Traumata und danach mit der Stigmatisierung und dem Spott, im Gefängnis gewesen zu sein, auch noch im Stich gelassen. Viele der überlebenden Betroffenen leiden noch heute unter posttraumatischen Belastungssymptomen und haben schwere psychische und physische Leiden davongetragen, von sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung ganz zu schweigen.

Rede: Wir alle sind Zürich – Regierungsratspräsidentin Jaqueline Fehr wies, anlässlich ihrer Abschiedsfeier ihres Präsidialjahres, im Theater Winterthur auf die Leiden Betroffener von administrativer Versorgung hin. Sie betonte: "Ursula Biondi, eine der ganz grossen Pionierinnen, hat mir auf die Frage, was ihr in diesem Kampf besonders wichtig sei, gesagt: «Was mir widerfahren ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Aber wenn ich für eine Wiedergutmachung kämpfe, trage ich vielleicht dazu bei, dass solches nicht wieder geschieht»".

INFOCLIO.CH ­– Eine gemeinsame Veranstaltung des Bernischen Historischen Museums und des Historischen Vereins Bern. «Weg mit den Denkmälern! Oder etwa doch nicht?» Eine interaktive Abendveranstaltung. Fachinputs: u.a. mit Ursula Biondi ehem. Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen

RTS.CHL'histoire des internements administratifs ressurgit à l'occasion des 125 ans de la prison d'Hindelbank. Une cérémonie a marqué vendredi les 125 ans de la prison pour femmes d'Hindelbank, dans le canton de Berne. La manifestation a été l'occasion pour la conseillère fédérale Karin Keller-Sutter d'évoquer les placements administratifs. Dans son allocution, la cheffe du Département fédéral de justice et police Karin Keller-Sutter a évoqué les placements administratifs, qualifiant cette histoire de chapitre long et sombre dans l'histoire sociale de la Suisse.

Communiqué: Direction de la sécurité: Une cérémonie pour le jubilé de l’établissement pénitentiaire de Hindelbank. La conseillère fédérale Karin Keller-Sutter a évoqué les placements administratifs, « un chapitre long et sombre dans l’histoire sociale de la Suisse ». Cette pratique a permis d’enfermer des femmes et des hommes sans procès ni condamnation jusqu’en 1981 : « Les personnes placées administrativement ont vécu côte à côte avec des criminels condamnés ». La cheffe du Département fédéral de justice et police (DFJP) a rappelé le sort d’Ursula Biondi, internée à Hindelbank dans les années 60 parce qu’elle était tombée enceinte alors qu’elle était mineure et qu’elle voulait conserver son enfant. Des excuses pour les injustices commises – Ursula Biondi s’est ensuite investie pendant des années pour que la Suisse fasse un travail de mémoire et reconnaisse les torts commis envers les personnes placées administrativement. Le 10 septembre 2010, enfin, la cheffe du DFJP de l’époque, Eveline Widmer-Schlumpf, a présenté les excuses de la Confédération aux femmes victimes de mesures de coercition à des fins d’assistance lors d’une cérémonie à l’établissement pénitentiaire de Hindelbank.

WIL24.CH – Vollzugsanstalt Hindelbank feiert Jubiläum – Strafvollzug – Bundesrätin Karin Keller-Sutter hat am Freitag in Hindelbank BE an das "dunkle und lange Kapitel" der administrativen Versorgungen erinnert. Anlass bildete ein Festakt im einzigen Frauengefängnis der Deutschschweiz.
Textausschnitte: Braune und blaue Kleider – Die sogenannten administrativen Versorgungen gab es bis 1981. Keller-Sutter sprach von einem "langen und dunklen Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte". Jahrzehntelang lebten administrativ versorgte Frauen und Mädchen Seite an Seite mit verurteilten Straftäterinnen. Die administrativ Versorgten trugen braune, die straffälligen Frauen blaue Arbeitskleidung. Keller-Sutter erinnerte an das Schicksal von Ursula Biondi, die in den 1960er-Jahren in Hindelbank eingewiesen worden war, weil sie als Minderjährige schwanger wurde und ihr Kind behalten wollte. Biondi hatte sich jahrelang dafür eingesetzt, dass die offizielle Schweiz das erlittene Unrecht der administrativ Versorgten anerkennt.
Im September 2010 besuchte die damalige Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf die Justizvollzugsanstalt Hindelbank. Sie bat die Betroffenen von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen im Namen des Bundes um Entschuldigung. 

Ausstellung: «Ausstellung-Hindelbank»
Hindelbank beleuchtet anhand der bis 1981 praktizierten administrativen Versorgung einen dunklen Aspekt der Schweizer Geschichte. Er stellt uns vor die Frage, wie spätere Generationen unser heutiges Handeln beurteilen werden.

Textausschnitt von Katrin Rieder aus dem Buch «Hindelbank», S. 281
"Mehr als 30 Jahre nach ihrem Zwangsaufenthalt in der Frauenstrafanstalt Hindelbank nahm Ursula Biondi 2002 mit der damaligen Direktorin Kontakt auf, reiste für ein Gespräch an den Ort ihres Leidens und erhielt Antworten auf ihre vorbereiteten Fragen. Mit der Veröffentlichung ihrer Lebensgeschichte durchbrach sie das Schweigen und forderte eine Ent-Stigmatisierung der Betroffenen, eine Entschuldigung seitens der Behörden sowie eine öffentliche Diskussion über das Unrecht, das ihr und tausenden anderer Behördenopfer angetan worden war. Sie gründete die Anlaufstelle «Administrativ-Versorgte vor 1981», wurde Projektleiterin, Betroffenenbegleiterin und später Präsidentin des Vereins RAVIA (Rehabilitierung der administrativ Versorgten). Später wirkte sie an dem von Bundesrätin Simonetta Sommaruga eingerichteten «Runden Tisch» mit, wurde Mitglied der «Parlamentarischen Gruppe Fürsorgerische Zwangsmassnahme» wie auch des Komitees der Wiedergutmachungsinitiative. Ursula Müller-Biondi liess sich nicht unterkriegen. Für ihr Engagement wurde ihr 2013 von der Universität Freiburg die Ehrendoktorinnenwürde verliehen. «Man kann das Erlebte nicht ungeschehen machen – aber man kann dafür sorgen, dass es sich nicht wiederholt», so lautet das Motto, unter dem sie weiterkämpft: für Gerechtigkeit und gegen das Vergessen."

Journal B – Vom Herrschaftssitz zum Frauenknast – 300 Jahre Schloss, 125 Jahre Gefängnis: ein Anlass, genauer hinzuschauen. Die Ausstellung verteilt sich über zehn Räume auf zwei Stockwerken, verbunden durch eine elegant geschwungene Treppe, die Gelegenheit bietet, einmal entlang eines vergoldeten schmiedeeisernen Geländers zu wandeln. Beim genaueren Hinschauen begegnet man neben vielen Namenlosen, die hier eingesperrt worden sind, immer wieder auch Persönlichkeiten, die in die Zeitgeschichte eingegangen sind: von den Schriftstellerinnen Margarethe Hardegger und Mariella Mehr bis zu Claudia Bislin, die wegen Sprengstoff- und Waffenbesitzes als Terroristin galt oder Ursula Müller-Biondi, die als unehelich schwangere Achtzehnjährige in Hindelbank administrativ versorgt wurde und die in den letzten zwanzig Jahren entscheidend dazu beigetragen hat, dass die ernsthafte Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen in diesem Land in Gang gekommen ist. 

LUZERNERZEITUNG.CHFrauenleben hinter Gittern – In Hindelbank steht das einzige Frauengefängnis der Deutschschweiz. Und dies seit 125 Jahren. – Ursula Biondi wurde Mitte der 1960 er-Jahre ins Frauengefängnis gebracht. Sie war damals 17Jahre alt und hatte nichts verbrochen. Selber noch minderjährig, war sie im fünften Monat schwanger. Das reichte den Behörden, um «erzieherische Massnahmen» anzuordnen und sie «zum Schutz des ungeborenen Kindes» in eine geschlossene Erziehungsanstalt einzuweisen… Was Ursula Biondi widerfuhr, war keine Ausnahme. Tausende Menschen sassen bis 1981 als administrativ Versorgte unschuldig im Gefängnis. Etwa weil ihre Lebensentwürfe gegen die damaligen bürgerlichen Moralvorstellungen verstiessen… Dieses dunkle Kapitel der Schweizer Geschichte legt den Grundstein der Anstalt in Hindelbank.

BERNERZEITUNG.CHBuch zum Frauengefängnis Hindelbank – «Es war himmeltraurig, in diesem Schloss zu wohnen» – Porträts von Frauen – Unter ihnen ist Ursula Biondi, die 1967 im Alter von 18 Jahren nach Hindelbank gebracht wird… Über dreissig Jahre später veröffentlicht Ursula Biondi ihre Erlebnisse und bricht so das Schweigen über die administrative Versorgung in der Schweiz.

RTR.CH – Telesguard: «Emblidads da la fortuna»

SRGD.CH – «DOK»: Heim- und Verdingkinder – Die Aufarbeitung eines grossen Unrechts. Kommentar zu diesem «DOK» von Ursula Biondi: Die administrative Zwangsversorgung welche viele Leben zerstörte wurde erst 1981 – unter dem Druck der Europäischen Menschenrechtskonvention – abgeschafft. Als Zeitzeugin der damaligen administrativen Versorgungen Mitte der sechziger Jahre bin ich der UEK sehr dankbar, dass ich noch erleben darf, dass mit der durch die UEK erfolgten wissenschaftlichen und historischen Aufarbeitung administrativer Versorgungen bis 1981 über den Einzelfall hinaus aufgezeigt wird, wie menschenverachtend die damaligen Behörden mit schutzbedürftigen Kindern und Jugendlichen aus belastenden Familienverhältnissen umgegangen sind. – Die würdevolle Art der UEK, uns Betroffenen auf Augenhöhe zu begegnen, zeigt auch, dass bei den Behörden ein Umdenken stattgefunden hat und dass Lernprozesse und Veränderungen möglich sind. – Dennoch: „Die Menschenrechte sind nicht in Stein gemeisselt, deshalb müssen wir ihnen Sorge tragen!“ 

Zum 10. Mal jährt sich heute der Gedenkanlass im Schloss Hindelbank. Der 10. September 2010: Ein historischer Meilenstein der Schweizer Sozialgeschichte - ein wichtiger Wendepunkt im Prozess der historischen und politischen Aufarbeitung.
Dankesmail von Urs Allemann​​​​​​​